Phytotherapie ist die Lehre der Verwendung von Heilpflanzen als Arzneimittel. Also die Pflanzenheilkunde. Der Begriff stammt aus dem Griechischem: Phyton steht für Pflanze und Therapeia für Pflege. Die Phytotherapie gehört zu den ältesten Therapien, die in allen Kulturen der vergangenen Jahrtausende ihren Einzug gehalten hat. Im Sozialgesetzbuch wird die Phytotherapie gemeinsam mit der Homöopathie und der anthroposophischen Medizin als „besondere Therapierichtung“ bezeichnet, einen staatlich anerkannten Ausbildungsberuf oder gar ein Studium gibt es bisweilen noch nicht. Dennoch ist die Phytotherapie eine sehr angesehene Zusatzausbildung bei Ärzten oder Heilpraktikern, die eine amtsärztliche Prüfung bestanden haben.
Heilpflanzen wurden schon vor Tausenden von Jahren zur Versorgung von Wunden oder bei Krankheiten eingesetzt. Von Generation zu Generation wurde das Wissen weitergegeben und weiterentwickelt. Dabei gehört diese Therapieform noch heute zu den wichtigsten Behandlungsformen in der Naturheilpraxis. Viele Schulmediziner sind heutzutage aber nicht mehr dieser Heilmethode abgeneigt und wissen um ihre Wirkung. Ob traditionelle chinesische Medizin, Schamanismus oder Ordnungstherapien, die Pflanzenheilkunde ist bereits in vielen Behandlungsformen integriert. Weltweit werden mehr als 20.000 Pflanzenarten zur Herstellung von Arzneimitteln verwendet. In der Pflanzenheilkunde geht es um die ganze Pflanze und nicht einzelne, chemisch extrahierte Inhaltsstoffe. Es wird das „Gesamtpaket“ genutzt. Ob Blüte, Samen, Hülse, Knospen, Stängel, Blätter, Rinde oder Wurzel – es wird jeder Teil der Pflanze eingesetzt. Deshalb ist es unerlässlich genau zu wissen, was wie wirkt. Denn so gut eine Behandlung mit Pflanzen auch ist, bei falscher Anwendung kann sie schwerwiegende Folgen haben. Dabei ist die Qualität der Pflanze, also dem Rohstoff der Phytotherapie, entscheidend. Die richtige Zubereitung der Pflanzen spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und kann deshalb am Scheitern einer Behandlung verantwortlich sein. Ein Kräutertee, der zulange gezogen hat, kann so seine heilende Wirkung verlieren.
Mögliche Therapieformen
Aufguss, Tee, Saft oder Tinkturen sind die bekanntesten Formen der Heilanwendung. Die Pflanzen können aber auch zu Pulver, Tabletten, Salben, ätherischen Ölen oder Extrakten ausgearbeitet und angewandt werden. Der große Vorteil an der Phytotherapie ist, dass sie ein breites pharmakologisches wie therapeutisches Spektrum aufweist und oft weniger Nebenwirkungen als synthetisch hergestellte Arzneimittel hat. Gerade in der Selbstbehandlung wird die Phytotherapie gerne genutzt. Sehr viele behandeln sich selbst phytotherapeutisch und wissen es gar nicht: Mit einem selbstgemachten Kräutertee beispielsweise bei Magen-Darm-Verstimmungen oder Einschlafproblemen.
Wer aber die Pflanzen als Heilmittel einsetzen möchte, der sollte auf die unterschiedlichen Darreichungsformen und Einnahmemaßnahmen achten. Ein Kräutertee beispielsweise wird schluckweise in aller Ruhe eingenommen und ist nicht als Frühstückstee gedacht. Die Einnahme morgens nüchtern oder spät abends hat ebenfalls eine Wirkung auf den Körper. Fachleute können hier die richtige Dosierung, Einnahme und Form bestimmen und kompetent informieren. Gerade weil die Pflanzen so wirksam sein können, sollte man bei der Selbstbehandlung aber auch die Grenzen kennen. Wenn Beschwerden binnen drei Tage nicht vergehen, dann sollte ein ärztlicher Rat eingeholt werden. Reagiert der Körper mit mehr Schmerzen und Fieber, muss direkt ein Arzt konsultiert werden.
Ziel und Chancen
Ziel der Phytotherapie ist es, Heilpflanzen und ihre Inhaltsstoffe zu therapeutischen Zwecken einzusetzen. Auch die Wissenschaft beschäftigt sich zunehmend mit den Heilpflanzen und versuchen, ihre positive Wirkung noch optimierter einzusetzen. Nach wie vor gelten Heilkräuter oft als Hausmittel, obwohl man diese wissenschaftlich untersucht und zum Teil ihre Wirkung auch schon bestätigt hat. Gerade bei kleineren Beschwerden oder zur Vorbeugung, etwas bei Erkältungskrankheiten, Erschöpfung oder Schlafstörung, werden sie oft eingesetzt. Eine kompetente und fachmännische Interpretation des Befundes ist aber unerlässlich, um die Phytotherapie korrekt und wirksam einzusetzen.
Gute Chancen und Möglichkeiten hat die Phytotherapie in der Gerontologie. Gerade ältere Menschen wünschen sich, verträgliche Medikamente mit weniger unerwünschten Nebenwirkungen. Genau das kann die Pflanzenheilkunde bieten. Auch bei Kleinkindern werden oft Globuli oder Kräutertee zur Behandlung eingesetzt, so kann man auf natürliche Weise den Körper bei der Heilung unterstützen.
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