ADS ist ein alternativer Kurzbegriff für das überwiegend als ADHS abgekürzte Aufmerksamkeitsdefizit, welches auch als Hyperaktivität oder Hyperaktivitätsstörung bezeichnet wird. Die Störung wird bei drei bis zehn Prozent der untersuchten Kinder im Grundschulalter festgestellt und bleibt bei mehr als der Hälfte auch nach der Pubertät bestehen. Im Erwachsenenalter leiden dreißig Prozent der in der Kindheit erkrankten Menschen weiterhin an einer Form der ADS. Viele Autoren trennen zwischen ADHS als Oberbegriff und ADS als Sonderabkürzung für die Form der Aufmerksamkeitsstörung, welche sich vor allem durch Unaufmerksamkeit und weniger durch eine Hyperaktivität bemerkbar macht. ADS wird wie alle ADHS-Formen nur diagnostiziert, wenn das betroffene Kind beim erstmaligen Auftreten der Symptome nicht älter als sieben Jahre ist.
Ursachen
Generell wird das Zusammenspiel mehrerer Faktoren als Ursache für ADS anerkannt, wozu in jedem Fall eine Veranlagung gehört. Diese kann genetisch bedingt oder im Mutterleib erworben sein und bewirkt eine Fehlsteuerung im Zentralhirn und im Stratium. Eine Frühgeburt erhöht ebenso wie das zu geringe Gewicht beim regulären Geburtstermin das Erkrankungsrisiko. Auch die Belastung durch Nikotin oder Alkohol im Mutterleib kann hierzu beitragen, selbst der übermäßige Verzehr von Lakritze während der Schwangerschaft gilt als Risikofaktor. Empirisch belegt ist ebenfalls der starke Beitrag des Passivrauchens in den ersten Lebensjahren als Mitauslöser für ADS. Die früher vertretene Annahme, dass ADS vorwiegend auf mangelnde Zuwendung zum Kind zurückzuführen sei, wird heute nicht mehr vertreten. Vielmehr verstärken unterschiedliche Varianten von Erziehungsfehlern einschließlich der Überaufmerksamkeit und der zu geringen Beschäftigung mit dem Kind die Gefahr, dass ADS bei einer bestehenden Veranlagung tatsächlich auftritt.
Symptome
Die Sonderform ADS der Erkrankung ADHS ist dadurch gekennzeichnet, dass sich betroffene Kinder nicht auf eine Aufgabe oder auf das Unterrichtsgeschehen in der Schule konzentrieren können. Sie sind nicht fähig, längeren Erklärungen zu folgen und schieben alle ein längeres Durchhalten erfordernden Aufgaben auf. Des Weiteren verlieren oder verlegen sie häufig Gegenstände und nehmen an sie gerichtete Ansprachen oftmals nicht wahr. Wenn betroffene Kinder Aufgaben erledigen, treten häufig Flüchtigkeitsfehler auf.
Diagnose
Die Grundlage der Diagnose einer ADS besteht wie bei allen anderen ADHS-Varianten in der Beobachtung der entsprechenden Symptome. Diese müssen für eine eindeutige ADS-Diagnose mindestens sechs Monate bestehen und nicht aus anderen Gründen erklärbar sein, zudem wird setzt die ADS-Diagnose das Vorliegen mehrerer Symptome voraus. Das setzt auch voraus, dass die betroffenen Kinder auf Grund ihrer Intelligenz zur ordnungsgemäßen Lösung der ihnen gestellten Aufgaben fähig sind. Wichtige Ausschlusskriterien für die Diagnose einer ADS sind das Nichtbestehen einer frühen Depression, einer Angststörung oder einer Störung des Sozialverhaltens. Grundsätzlich erfolgt die Diagnosestellung nach einem ersten Verdacht der Schule oder des Kinderarztes beziehungsweise Hausarztes durch einen Kinderpsychologen.
Behandlung
Für die Wahl der Behandlung wird ADS in die drei Schweregrade leicht, mittelschwer und schwer eingeteilt. Eine leichte Form muss nicht zwingend behandelt werden. Bei mittelschwerer Ausprägung der ADS erfolgt überwiegend eine Behandlung mittels der Verhaltenstherapie, wobei einige Ansätze eine Mitbehandlung der Bezugspersonen vorsehen. Angesichts der häufig missverstandenen Symptome ist eine Information der Lehrer über die Erkrankung des Kindes sinnvoll. Zu oft werden Kinder mit ADS oder anderen ADHS-Formen in Förderschulen für Lernbehinderte unterrichtet, obgleich ihre Intelligenz den Besuch eines Gymnasiums ermöglicht. Diesem Missstand lässt sich durch Verhaltenstraining und zusätzliche Aufmerksamkeit für betroffene Kinder abhelfen. Vielen Kindern hilft Autogenes Training bei der Linderung der ADS.
Eine medikamentöse ADS-Therapie ist nur in schweren Fällen sinnvoll, da diese mit Nebenwirkungen verbunden ist. Bei ADS in schwerem Maße ist eine Medikamentengabe auf der anderen Seite oft die Voraussetzung, um mit einer Verhaltenstherapie zu beginnen. Die eingesetzten Medikamente stimulieren überwiegend den Dopamin-Stoffwechsel. Ritalin und andere Arzneimittel mit dem Wirkstoff Methylphenidat sind weitgehend wirksam, aber hinsichtlich ihrer möglichen Nebenwirkungen umstritten. In Einzelfällen wird ADS mit Antidepressiva behandelt, auch diese Medikamentenverwendung wird kontrovers diskutiert. Die Homöopathie wendet unterschiedliche Mittel wie Stechapfel-Extrakten und Fliegenpilz-Extrakten in hoher Verdünnung zur Behandlung von ADS an.
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