Spätestens seit Attila Hildmann mit seinem Buch „Vegan for fit“ auf die vegane Ernährungsweise aufmerksam machte, ist sie ein regelrechter Trend. Auch Stars aus Hollywood wie Tobey Maguire und Natalie Portman leben den Veganismus schon seit einigen Jahren vor. In vielen Lifestyle-Magazinen wird veganes Make-up, vegane Mode und veganes Kochen thematisiert. Buchhandlungen sind voll mit veganen Kochbüchern und anderer veganen Literatur. Selbst in Supermärkten können Veganer und die, die es noch werden möchten, vegane Fleischersatzprodukte wie Tofu und Seitan sowie Sojajoghurt und Pflanzenmilch kaufen. Der vegane Lifestyle scheint von der Gesellschaft mehr und mehr akzeptiert und sogar befürwortet zu werden.
Doch was hat es mit dem Veganismus genau auf sich? Ist er wirklich nur ein Trend, dem immer mehr Menschen folgen? Ist es tatsächlich gesund, auf alle tierischen Produkte zu verzichten? Und worauf muss man überhaupt achten, wenn man selbst vegan leben möchte? Wenn auch Sie sich diese Fragen stellen, bringen wir heute gern etwas Licht ins Dunkel.
Wie funktioniert das vegane Leben?
Wer von einem Tag zum anderen vom fleischessenden Omnivoren zum absoluten Veganer wird, hat es gerade am Anfang nicht leicht. Denn möchte man sich zu 100 Prozent vegan ernähren, muss man auf alle tierischen Lebensmittel verzichten:
- Fleisch
- Fisch
- Milch
- Milchprodukte wie Quark, Joghurt, Butter, Käse und Sahne
- Eier
- Honig
Der Verzicht auf Fleisch und Fisch fällt vielen Einsteigern noch recht leicht, doch gerade das Vermeiden von Milch, Milchprodukten und Ei ist für Neu-Veganer ein Problem. Allein der wöchentliche Einkauf im Supermarkt wird zur Herausforderung, denn unzähligen Produkten ist Milchpulver oder Eigelb zugesetzt. Die Lieblingsvollmilchschokolade muss ebenso im Regal bleiben wie viele Chips, die ein Aroma mit Milch beinhalten. Darüber hinaus sind Nudeln mit Ei ebenfalls tabu und selbst beim Kauf von Fruchtsäften muss darauf geachtet werden, ob tierische Gelatine enthalten ist. Es gilt daher, die Rückseiten der Verpackungen zu studieren und stets nach tierischen Inhaltsstoffen Ausschau zu halten.
Dank des neuen Allergengesetzes werden in Zutatenlisten auch Ei- und Milchbestandteile besonders hervorgehoben und zum Beispiel fett gedruckt. Dadurch fällt der Check der Inhaltsstoffe Einsteigern leichter.
Als ob die vegane Ernährung noch nicht kompliziert genug wäre, gehört zum veganen Leben noch viel mehr. Nicht nur in Lebensmitteln stecken tierische Bestandteile, sondern auch in vielen Kleidungsstücken, Kosmetikprodukten, Möbeln und anderen Alltagsgegenständen. Echtes Leder wird daher von Veganern ebenso gemieden wie Wolle, Daunen, Pelz, Seide und Kosmetik, die tierische Bestandteile enthält oder auch nur im Tierversuch an Tieren getestet wurde. Weichspüler, der Talg enthält, landet ebenso wenig im veganen Einkaufswagen wie Gallenseife.
Was kommt bei Veganern auf den Teller?
Die vegane Ernährung ist keineswegs einseitig und muss auch nicht zwangsläufig zu einem Mangel führen. Es gibt unzählige Rezepte zum Kochen und Backen, die im veganen Speiseplan für viel Abwechslung sorgen. Veganer essen große Mengen an Gemüse, Hülsenfrüchten und Nüssen. Sie decken ihren Nährstoffbedarf damit sehr gut ab. Als Veganer oder Veganerin erfreut man sich oft bester Gesundheit. Im Vergleich zu fleischessenden Bürgern beschäftigen sich Veganer nämlich deutlich intensiver mit ihrer Ernährung und wissen daher Bescheid, welche Nährstoffe und Vitamine in welchen Lebensmitteln stecken. Einzig, um den Bedarf an Vitamin B12 zu decken, empfehlen Experten Veganern ein Supplement.
Für Anfänger bietet Peta einen Leitfaden für die vegane Ernährung an. Er enthält viele wertvolle Tipps und Hinweise, um den Einstieg ins vegane Leben zu erleichtern.
Häufig kommen auch pflanzliche Alternativen zu Fleisch, Fisch und Milchprodukten auf den veganen Teller. Dazu gehören Lebensmittel auf Basis von Soja, Seitan und Tempeh. Die Auswahl an pflanzlicher Milch ist ebenfalls sehr groß, sodass nicht immer nur Sojamilch verwendet werden muss. Auch Mandel-, Hafer-, Reis-, Dinkel-, Kokos- und Haselnussmilch erfreuen sich zum Beispiel einer großen Beliebtheit.
Generell ist das vegane Sortiment im Supermarkt noch gering. Es gibt zwar einige Fleischersatzprodukte auf Tofu- und Seitanbasis sowie pflanzliche Milch und Sojajoghurt, doch wer Extrawünsche hat, muss meist einen Bioladen oder einen veganen Onlineshop aufsuchen. Dort gibt es auch vegane Schokolade, Mayonnaise, Sahne, Käse und Ei-Ersatz.
Motive für die vegane Lebensweise
An dieser Stelle fragen sich wahrscheinlich viele Leser, warum immer mehr Menschen diesen hohen Aufwand betreiben und die zahlreichen Einschränkungen in Kauf nehmen. Denn glaubt man den Angaben veganer Interessensverbände, leben in Deutschland heute schon 600.000 Veganer. Genaue empirische Belegungen gibt es aber nicht. Fakt ist, dass die vegane Ernährung schon seit einigen Jahren im Trend liegt. Immer mehr Menschen probieren sie für eine bestimmte Zeit lang aus und ein Großteil bleibt sogar dauerhaft dabei.
Die Beweggründe sind dabei aber nicht immer die gleichen. In den meisten Fällen steht hinter dem Verzicht auf alle tierischen Produkte eine idealistische Lebenshaltung. Wer komplett vegan lebt, setzt sich damit meist auch für Tierrechte ein. Denn längst ist es ein Fakt, dass der Durchschnitts-Deutsche viel zu viel Fleisch isst und dadurch maßgeblich zum Tierleid beiträgt. Immer wieder sind die Medien voll von Skandalen in der Tierhaltung durch die industrielle Massenproduktion von Fleisch, Milch und Eiern. Wer die Entscheidung trifft, vegan zu leben, möchte dieses Leid der Tiere nicht unterstützen. Viele Veganer folgen dem Motto
„Die Nachfrage regelt das Angebot“
und gehen davon aus, dass Tierleid reduziert werden kann, wenn sich viele Menschen für einen veganen Lebensstil entscheiden. Darüber hinaus gibt es noch weitere Gründe, die für den Veganismus sprechen, wie mittlerweile auch viele Studien belegen:
- Die vegane Ernährung gilt als äußerst gesund und soll vielen Volkskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und sogar Krebs vorbeugen
- Zum dauerhaften Abnehmen ist eine rein pflanzliche Ernährung hervorragend geeignet
- Mit einer veganen Lebensweise kann man maßgeblich zum Schutz von Klima, Natur und Umwelt beitragen, denn die Massenproduktion von Fleisch, Milch und Eiern verschwendet zum Beispiel Unmengen von Wasser
- Veganer tragen zur Reduzierung des Welthungers bei, denn Nutztiere verzehren bis zu 16 Kilogramm Getreide, um lediglich ein Kilogramm Fleisch aufzubauen
Demnach lohnt es sich, vegan zu leben – für die Tiere, die eigene Gesundheit, das Klima, die Umwelt und sogar für hungernde Kinder.
Reicht es nicht, vegetarisch zu leben?
Bisher gibt es in Deutschland noch deutlich mehr Vegetarier als Veganer. Auch sie sind überzeugt, mit ihrer Ernährungsweise etwas Gutes für Tier und Umwelt zu tun. Gegenüber Fleischessern ist das auch richtig, immerhin müssen für Vegetarier nicht direkt Tiere sterben. Allerdings wissen wir dank zahlreicher Skandale in der Massentierhaltung, dass auch die Produktion von Milch und Ei nicht ohne Tierleid vonstatten geht.
Die gesundheitlichen Vorteile sind bei einer rein veganen Ernährung ebenfalls größer. Gerade Milch steht im Verdacht, viele Krankheiten wie etwa Brustkrebs auszulösen. Die Gruppe der Veganer wird aus diesen Gründen immer größer.
Fazit: Vegan leben – ja oder nein?
Am Ende entscheiden nur Sie, ob Sie sich genauer mit dem Veganismus befassen und das Leben als Veganer vielleicht sogar selbst einmal ausprobieren möchten. Schaden wird es Ihnen sicher nicht, im Gegenteil: Wenn Sie ein paar Wochen konsequent bei der Sache bleiben, verlieren Sie dank der rein pflanzlichen Ernährung sicher sogar ein paar Pfunde.
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