Statistiken zufolge ist bereits jeder dritte Deutsche von Störungen der Schilddrüsenfunktion betroffen, was diese Krankheit zu einer der Häufigsten in Deutschland macht. Obwohl nahezu alle Erkrankungen der Schilddrüsen behandelbar sind und viele Therapieformen zur Verfügung stehen, wird diese Krankheit meist spät oder gar nicht erkannt. Von den jährlich 100.000 in Deutschland durchgeführten Schilddrüsen-Operationen sind viele vermeidbar. Das Problem ist die mangelnde Aufklärung und das Unwissen der Bevölkerung.
Ursachen
Der Körper von Patienten mit Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) erhält zu wenig Schilddrüsenhormone. Dies ist damit zu begründen, dass die Schilddrüse aufgrund von Verlust oder Zerstörung von Gewebe nicht mehr den Bedarf an Schilddrüsenhormonen decken kann. Neben der Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) ist die Hypothyreose die häufigste endokrine Erkrankung, von der etwa zehn Prozent der Bevölkerung betroffen sind. Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Grundsätzlich unterscheidet man bei dieser Krankheit zwischen zwei Stadien:
- Bei der primären Schilddrüsenunterfunktion leidet die Funktion der Schilddrüse.
- Bei der sekundären Schilddrüsenunterfunktion, welche seltener auftritt, ist die Funktion der Hypophyse eingeschränkt.
Zusätzlich gibt es auch zwei seltene Stadien:
- Bei der tertiären Hypothyreose leiden die Betroffenen an einer Störung der Hypothalamusfunktion.
- Bei der peripheren Hypothyreose, welche eine Seltenheit ist, besitzen die Hormone im Körper eine mangelnde Wirkung.
Die am meisten angetroffene Ursache der Schilddrüsenunterfunktion ist eine Autoimmunthyreoiditis, insbesondere die Hashimoto-Thyreoiditis. Sie gehört zu den Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse. Darunter ist eine entzündliche Veränderung des Organs zu verstehen, welche dazu führt, dass das Schilddrüsengewebe seine Funktion verliert. Dadurch entsteht eine nicht ausreichende Produktion und Emission von Schilddrüsenhormonen, wodurch die Hypothyreose entsteht.
Symptome
Das Problematische an einer Schilddrüsenunterfunktion ist, dass ihre Symptome nicht klar erkennbar sind. Zudem gibt es unterschiedliche Symptome zwischen Neugeborenen, Kindern und Erwachsenen.
Bei Neugeborenen gibt es folgende Warnzeichen:
- verspäteter Geburtstermin
- hohes Geburtsgewicht
- Trinkunlust
- Verstopfung
- langsamer Puls
- Unlust zu Bewegung
- trockene Haut
- schlaffe Muskulatur
Durch die Hypothyreose ist sowohl die geistige als auch körperliche Entwicklung verzögert. Um die Krankheit zu erkennen, können Neugeborene am fünften Lebenstag mit einer Blutuntersuchung begutachtet werden.
Bei Erwachsenen ist die Entwicklung der Hypothyreose unauffällig und schleichend. Der Patient nimmt Beschwerden erst bei einer starken Unterfunktion wahr. Betroffene klagen über folgende Symptome:
- Müdigkeit
- Antriebsarmut
- hohes Schlafbedürfnis
- Gedächtnisstörungen und schlechte Konzentration
- Kopfschmerzen
- Nackenverspannung
- träge Verdauung, Verstopfung
- spröde Haare, vermehrter Haarausfall
- brüchige Nägel
- unnormale Kälteempfindlichkeit
- trockene, kühle und blasse Haut
- langsamer Puls, erhöhter Blutdruck
- geschwächte Muskelreflexe
Leichte Formen der Hypothyreose werden übersehen, weil nicht alle Symptome, sonder nur einige von ihnen auftreten.
Diagnose
Ärzte haben mehrere Möglichkeiten, Schilddrüsenfehlfunktionen zu diagnostizieren. Der Arzt stellt als Erstes den allgemeinen Zustand des Patienten fest und klärt Fragen zur Krankheitsgeschichte. Durch Abtasten kann er sich ein Bild von der Größe und Ausdehnung der Schilddrüse machen. Einen genaueren Aufschluss über die Anatomie der Schilddrüse gibt eine Ultraschalluntersuchung (Sonographie).
Die zweite Möglichkeit ist eine Blutuntersuchung, bei der zunächst der TSH-Wert bestimmt wird. TSH ist ein Hormon, dass in der Hirnanhangdrüse produziert wird. Der Wert gibt an, ob die Hormone in genügendem Ausmaße produziert werden und ob eine Schilddrüsenüberfunktion oder -unterfunktion vorliegt. Weitere Aufschlüsse gibt die Bestimmung der Antikörper wie TRAK-Antikörper und TPO-Antikörper. Eine weitere Diagnosemöglichkeit ist die Punktion, bei der der Schilddrüse winzige Gewebeteilchen entnommen und untersucht werden.
Ebenfalls möglich ist eine ungefährliche und schmerzfreie nuklearmedizinische Untersuchung, auch bekannt als Szintigraphie. Dem Patienten wird bei dieser Diagnose eine radioaktiv markierte Substanz direkt in die Vene gespritzt. Bei einer Unterfunktion nimmt die Schilddrüse die Substanz gar nicht oder in geringem Maße auf. Diese Diagnose hat den Vorteil, dass die Strahlenbelastung kleiner ist als bei der herkömmlichen Röntgenuntersuchung.
Therapie
Hypothyreose lässt sich mit Schilddrüsenhormon-Tabletten behandeln. Diese ersetzen die körpereigenen Schilddrüsenhormone. Welche Tabletten zum Einsatz kommen, entscheidet der Arzt nach einer ausführlichen
Diagnostik.
In den meisten Fällen wird synthetisch produziertes L-Thyroxin (Thyronajod), welches dem körpereigenen T4 entspricht, verwendet. Die Tagesdoses beträgt zwischen 25 und 200 Mikrogramm (μg). Die genaue Dosis ermittelt der Arzt anhand des TSH-Wertes über einen längeren Zeitraum. Das bedeutet, dass er mit einer geringen Dosis beginnt und diese, begleitet von Blutuntersuchungen, erhöht, bis der ideale Wert erreicht ist. Wird die richtige Hormonmenge festgestellt, bestehen keine Nebenwirkungen während der Therapie, da lediglich körpereigene Hormone ersetzt werden. Die Zufuhr einer zu hohen Hormonmenge bedeutet dagegen, dass die typischen Symptome einer Hyperthyreose auftreten.
Nachdem die Dosierung ermittelt wurde, müssen die Patienten ihre Tabletten ein Leben lang einnehmen. Trotz der lebenslangen Tablettentherapie können sie ein normales Leben führen. Zu Beginn der Therapie müssen Betroffene monatliche Behandlungen durchführen, später vierteljährlich und dann nur noch einmal pro Jahr.
Weblinks
- Die Schilddrüse – Das unterschätzte Organ
- Wie wird eine kranke Schilddrüse behandelt?
- Forum Schilddrüse e.V. – Ratgeber & Broschüren
- Schilddrüse – klein aber oho!
Artikelbild: © baki / Shutterstock